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Antonio Riello

Ordinary Things

30.04.10 - 15.10.10




Ordinary Things 12

»Was ist ein Einbruch in eine Bank gegen die Gründung einer Bank?«, fragt sich 1928 Bertold Brecht in seiner Dreigroschenoper. Seitdem sind achtzig Jahre vergangen, und doch bleibt die Frage so aktuell wie eh und je, denn die juristische – und viel mehr noch die ethische – Auseinandersetzung mit diesen beiden so ungleichgewichtigen Wegen zum extremen Reichtum hat sich seitdem nicht geändert.

Organisierter Raub kann und darf nicht mit entsprechenden Einzeltaten gleichgesetzt werden, so legte es der ethische Kanon, der mehr oder weniger heute noch gültig ist, einst fest.

Auch wenn man die wenigen sich heute erhebenden Zweiflerstimmen ins Kalkül zieht, geht die Gültigkeit dieses Kanons weit über Fragen des persönlichen Wohlstands hinaus und dringt bis in den Kosmos der Ideen und Konzepte ein.

Denker, wie Slavoj Žižek, zögern angesichts entsprechender Fälle nicht vor Verallgemeinerungen und sprechen von unverhohle¬nem Zynismus. Eine plumpe Demonstration der Macht der vorherrschenden Kultur, die – unbehelligt durch Kritik – keinerlei Verlangen nach Respekt, sondern nur nach Gehorsam empfindet. In dieser postmodernen Welt, in dem alles ausgesprochen werden kann und alles möglich ist, erscheint die Wahrheit so geisterhaft, dass jeder, der sich auf sie beruft, als verschroben oder störend gebrandmarkt wird – kurz, wenig anziehend und daher schwach.

Und doch bleibt dies nicht unwidersprochen.

2007 versuchte der italienische Künstler Antonio Riello in seiner Ausstellung Politisch Nicht Korrekt – seinem ersten Erscheinen in Griechenland – durch den Einsatz authentischer Waffen, deren symbolische Dimension zu untergraben, indem er sie zu »dekora¬tiven Paradoxa« hohen ästhetischen Anspruchs transformierte; ein gelungener Versuch, in einen politischen Diskurs einzutreten, der unverhofft etwas in diesen Tagen fast Vergessenes ans Tageslicht bringt: den guten Geschmack.

In der neuen, von Alessandro Venticelli, dem Kurator des BALTIC Zentrums für Zeitgenössische Kunst in Gateshead, betreuten Ausstellung Ordinary Things (Ganz gewöhnliche Dinge) ist sein Anliegen noch provokanter: unsere offenkundige Familiarität mit allem, was zunächst einmal nur zur Zerstörung geschaffen wurde und erst in zweiter Linie Interesse hervorruft. Der Fokus der Wachsamkeit muss auf unserer unkritischen Akzeptanz eines jeden Systems und Mechanismus’ liegen, der das Vorantreiben der Kriegsmaschinerie anregt – nur so ist sie zu lenken und zu kontrollieren.

Geschwader von Kampfflugzeugen, Granaten, Maschinengewehre, Handgranaten, Gasmasken, Helme, Schlagstöcke und Schilde schaffen Installationen und Themen, die vom Rationalismus der Unterdrückung durch den Gebrauch legaler Gewalt- und Terror¬methoden sprechen. Dabei untersucht er schöpferisch erneut Konzepte wie Freiheit, Gerechtigkeit und Würde; Konzepte, die das Individuum transzendieren und schließlich in eine Neubewertung jeglicher Art von Kollektiv münden.

Mit anderen Worten, eine moderne Lesweise einer eher abstoßenden Realität.

Öffnungszeiten:
Montag – Freitag 10.00-21.00 Uhr Samstag 10.00 –15.00 Uhr
12. – 14. Juni nach Vereinbarung