Antonio Riello
Politisch nicht korrekt
13.11.07 - 08.12.07
Die weitverbreitete Sitte, eine Waffe zu besitzen, gehört zu den interessanten Paradoxa entwickelter Gesellschaften unserer Zeit und veranlasst zu einer ganzen Reihe von Überlegungen.
Es ist bekannt, dass dieses Phänomen in Staaten wie den USA Dimensionen angenommen hat, die es zum »Nationalsport« werden lassen, denn man schätzt, dass immerhin 34% der Amerikaner wenigstens eine Feuerwaffe ihr Eigen nennen, woraus sich eine Gesamtzahl von kaum mehr vorstellbaren zweihundert Millionen (200.000.000) im Umlauf befindlichen Waffen ergibt.
Zur gleichen Zeit berichten zuverlässige Quellen und Publikationen seit 2000 davon, dass die Zahl der Waffen in den Händen griechischer Bürger die Grenze von drei Millionen überschritten hat; 2.500.000 davon sind illegal. Die genannten Zahlen gelten für die Zeit von vor sieben Jahren, und ihre Tendenz ist steigend. Legt man zugrunde, dass die Einwohnerzahl von Griechenland heute 11 Millionen nicht überschreitet, kommt man zu dem Ergebnis, dass einer von drei Griechen eine Feuerwaffe besitzt oder zumindest besitzen könnte.
Da die Zahl der Fälle von tatsächlichem Gebrauch dieser ungeheuren Zahl von Waffen aber verschwindend gering ist, wird deutlich, dass nachvollziehbare Gründe für den Waffenkauf (wie berufliche Gefahren, Planung krimineller Aktivitäten, Hobbys wie die Jagd oder das Sportschießen) nur eine völlig nachgeordnete Bedeutung haben. Eine solche Beobachtung verrät, dass die überwiegende Mehrheit dieser Waffen für ihren Besitzer nicht mehr als Werkzeug dient, sondern eher eine Art Fetisch darstellt.
Der italienische Künstler Antonio Riello, bekannt für die suggestive, wenn nicht spielerische Annäherung an seine Themen, die in der Regel verbreitete Verhaltensweisen, Ansichten und Deutungen behandeln, erforscht ein weiteres Mal die Grenzen der Mechanismen hinter dem, was gesellschaftlich akzeptabel ist und was nicht.
Die Ausstellung Politisch nicht korrekt stellt ein persönliches Universum dar, das aus mit wertvollen Steinen geschmückten und eindrucksvollen Stoffen bezogenen Feuerwaffen besteht, Revolvern, Handgranaten, Projektilen und ästhetisch hochwertigem Tafelgeschirr mit Darstellungen von Kriegsgerät.
Riello versucht unter Verwendung authentischer Materialien, den symbolischen Gehalt der Waffen zu erneuern, indem er sie im wahrsten Sinne des Wortes transformiert, um so Verwendungszwecke zu suggerieren, die sich völlig von der Manifestation der Ur-Instinkte losgelöst haben, um traditionsgemäß zugunsten einer rein ästhetischen, wenn nicht gar sinnlichen Erfahrung zu dienen.
Und wie Yannis Panoussis, Professor für Kriminologie an der Universität Athen, in seinem einführenden Text zum Katalog der Ausstellung bemerkt, beabsichtigt der Künstler: »Uns mehr mit der Kunst als der Technik der Waffe vertraut zu machen. Unsere Aufmerksamkeit auf ihre künstlerische Seite, ihre Farben, ihre Kombinationen, ihr »Kleid« und ihre Terminologie zu lenken.«
Gleichzeitig mit der Ausstellung Riellos ist die Schmuckausstellung »Pistols and Lovegrenades« von Ileana Makri zu sehen.